Im letzten Quartal hat er 361 Millionen US Dollar, sprich 114% mehr als im Vorjahr, eingespielt und seinen monatlich aktiven Kundenstamm um 23% gesteigert. Trotzdem herrscht beim Social Media-Riesen Twitter Unmut. Ihm macht der gleichermassen ätzende Spott von Feinden und Freunden zu schaffen. Den handelte er sich dieser Tage ein, als der neue, unternehmenseigene Finanzchef aus Versehen einen Tweet, der offensichtlich als private Direktnachricht gedacht war, öffentlich versandte. “Ich denke immer noch, wir sollten sie kaufen,” schrieb Anthony Noto unbedarft in die Welt hinein. Er habe einen Plan. Gut, der Inhalt der M&A-Nachricht war harmlos. Der Fehlgriff in der Versandart verdeutliche aber, so Beobachter schadenfroh, die Achillesferse der Plattform: ihren mangelnden Benutzerkomfort. Mir scheint, das Problem, so es ein Problem gibt, liegt woanders.
Zwar schwärmen viele immer noch über die Vorzüge der Social Media im Marketing; nüchterne Betrachter sind allerdings weit weniger euphorisch. So hat beispielsweise Forrester, kürzlich einen Bericht zum Thema “Social Relationship Strategies That Work” herausgebracht. Darin zweifelt der Medienforscher die Effizienz von Facebook und Twitter für Unternehmen an. Firmenposts erreichen im Schnitt nur 2% der Follower und nur 0,07% der Fans reagieren auf diese Posts. Unternehmen sollten aufhören, ihre finanziellen und technologischen Ressourcen an “sozialen Netzwerken zu verschwenden, die keinen Wert bringen,” schreibt Nate Elliott, der Vice President und Hauptanalyst von Forrester.
Anstatt auf Social Media-Giganten, wie Facebook und Twitter zu setzen, so Elliott weiter, sollten sich erfolgsorientierte Unternehmen auf eine wesentlich ältere Marketingplattform besinnen. “Wenn Sie zwischen einem neuen Kontakt in ihrer Email-Datenbank und einem neuen Facebook-Fan wählen müssen, entscheiden Sie sich immer für den Email-Kontakt,” empfiehlt der Analyst. Emails würden schließlich in über 90% der Fälle ihre beabsichtigten Empfänger. Dagegen macht sich die zweiprozentige Reichweite der Social Media-Riesen tatsächlich gar dürftig aus.
Noto hat auf den falschen Knopf gedrückt, wie viele andere, neue Twitter-User auch? Kein Drama! Wenn aber die Zwittscher-Plattform, ähnlich wie Facebook in Sachen Reichweite und Kundenengagement weiterhin zu Wünschen übrig lässt, werden sich Unternehmen vermutlich anderen Medien, wie Email und kleineren, themenrelevanten sozialen Netzwerken, zuwenden.
Dann könnte sich ernsthaft Trouble bei Twitter abzeichnen.
Aus der Marketing-Metropole New York:
Yvette Schwerdt